Deutsche Erstaufführung von ”Permafrost“, Komponistin Cecila Damströms eindringlicher Mahnung vor dem drohenden Abtauen des ewigen Eises
”Cecilia Damströms Kompositionen behandeln ausnahmslos gesellschaftliche Themen. Ihr Repertoire befasst sich mit Themen wie chronischen Krankheiten, dem Schmelzen der Polkappen und dem Recycling von Kleidung. Damström entwirrt diese Themen konsequent in der Beschreibung der Werke, vermeidet aber jede Tendenz, ihre kreativen Ursprünge zu verschleiern.“
Anni Saari – Keskipohjanmaa, 20.02.2024
Das Akkordeonkonzert Permafrost der finnischen Komponistin Cecilia Damström ist in drei Sätze unterteilt, die nach den drei bedeutendsten Formen des Permafrost-Tauens benannt sind – Phänomene, die eine ernste Bedrohung für unser Klima darstellen.
Permafrost bezeichnet Boden oder unterseeische Sedimente, die über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren ununterbrochen gefroren bleiben. Permafrost bedeckt etwa 15 % der Landfläche der Nordhalbkugel, was rund 11 % der gesamten Erdoberfläche entspricht. Durch die globale Erwärmung taut dieser zuvor dauerhaft gefrorene Boden nun, erstmals seit der letzten Eiszeit, auf und erreicht Temperaturen, die eine erneute Zersetzung organischer Materialien ermöglichen. Dieser Prozess beschleunigt den Kohlenstoffkreislauf des Permafrosts erheblich. Schätzungen zufolge sind etwa 1.500 Gigatonnen Kohlenstoff im Permafrost gespeichert – eine Menge, die durch das Auftauen freigesetzt wird. Das entspricht etwa dem Zweieinhalbfachen der bisher von der Menschheit verursachten CO₂-Emissionen und stellt einen der ersten großen Kipppunkte des Klimas dar, die durch menschliche Emissionen ausgelöst werden könnten.
Retrogressive Thaw Slumps sind eine Art Erdrutsch, die in den Permafrostregionen der arktischen Tundra auftreten, wenn eisreiche Bodenschichten auftauen. Sie gelten als die aktivste und dynamischste Erscheinungsform des Thermokarsts – der Absenkung der Landoberfläche durch das Abschmelzen von Bodeneis.
Thermokarst-Seen, auch Auftauseen oder Tundraseen genannt, sind flache Süßwasserkörper, die in Senken entstehen, die durch das Auftauen eisreicher Permafrostböden gebildet wurden. Einige dieser Seen zeigen eine auffällige Blasenbildung, da große Mengen Methan in die Atmosphäre entweichen – ein Treibhausgas, das 25-mal stärker zur Erderwärmung beiträgt als Kohlendioxid. Schätzungen zufolge setzen Thermokarst-Seen jährlich etwa 3,8 Teragramm Methan frei, was die globalen Methanemissionen um bis zu 63 % erhöhen könnte.
Methankrater sind ein relativ neues Phänomen, das erstmals 2014 entdeckt wurde. Es wird vermutet, dass das Auftauen des Permafrosts zu massiven Methanexplosionen führen kann, die gewaltige Krater in der Erdoberfläche hinterlassen. Der erste Methankrater wurde 2014 entdeckt, seither sind etwa 20 weitere bekannt geworden. Diese Krater sind ein deutliches Anzeichen für die fortschreitende Erderwärmung.
Permafrost wurde 2024 für die Akkordeonistin Sonja Vertainen und das Ostrobothnian Chamber Orchestra komponiert. Im Jahr 2024 wurde Permafrost ausgewählt, Finnland bei dem 70th International Composer Rostrum (der „Eurovision für zeitgenössische Musik“) zu vertreten.
In Kooperation mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218
Cecilia Damström (*1988)
”Permafrost” für Akkordeon und solo Streicher
Wolfgang Amadeus Mozart
”Vorrei spiegarvi, oh Dio!” KV 418 für Sopran und Ochester
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893)
”Andante Cantabile” für Violoncello und Streicher
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonia Concertante Es-Dur KV 297b für solo Bläser und Orchester
Solist*innen der HMTMH:
Orla Kushner. Violine
Sonja Vertainen. Akkordeon
Theresa Geyer. Sopran
Cecilia Camón. Violoncello
Raquel Pérez Juana Rodríguez. Oboe
Claudia Aliaj. Klarinette
James Bakirtzis. Horn
Wooah Kim. Fagott
musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent
Mit freundlicher Unterstützung des Förderkreises der HMTMH und der VHV Stiftung
DAUER: ca. 90'
EINTRITT FREI
Einlass: 19:10 Uhr
Foto Cecilia Damström by Ville Juurikkala