DER RUF DES PHÖNIX
musica assoluta stellt mit ihrem Konzert "Der Ruf des Phönix" Werke des italienischen Frühbarock der faszinierenden Klangwelt traditioneller Musik des japanischen Gagaku aus der Heian-Zeit gegenüber. Das Programm beschwört Musik ferner Zeiten, die ihren meditativen Zauber durch alle Krisen und Jahrhunderte weitergetragen hat. Japanischer Gagaku, dessen Ursprünge über 1000 Jahre alt sind, wird ebenso nahbar wie italienische Musik des Frühbarock (Frescobaldi, Monteverdi). Beide Epochen und Kulturen sind durch eine starke Hoffnung auf Frieden und kultureller Blüte nach großen Herausforderungen mit dem Jetzt verbunden.
Mit der Gagaku-Musik lernen wir das Instrument Sho kennen, das den Ruf des Ho-o, eines Phoenix, imitiert – ein Symbol für Neuanfänge und das Vereinen von Gegensätzen. Auch die europäische Renaissance (wörtlich „Wiedergeburt“) mit dem aufkommenden Humanismus stellt das Bedürfnis in den Vordergrund, Hoffnung zu stiften, Neues zu wagen und politisch-ideologische Spaltungen zu überwinden.
PROGRAMM:
Arien und Canzoni von Girolamo Frescobaldi, Claudio Monteverdi, Giovanni Batista Fontana und Tarquinio Merula sowie verschiedene Gagaku aus der Heian-Zeit (Japan, 11. Jhd.)
Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Hannover
Mit:
Magdalena Hinz. Sopran
Naomi Sato. Sho
musica assoluta:
Katharina Giegling. Violine
Johannes Festerling. Chitarrone
Jonathan Hiese. Cembalo
Karsten Schulz. Bass
Thorsten Encke. Cello und Leitung
75 Minuten ohne Pause
Bellerofonte Castaldi (1580-1649)
Tasteggio soave
Girolamo Frescobaldi (1583–1643)
Canzoni, libro I, Nr.8 à basso solo
Girolamo Frescobaldi
Canzoni, libro I, Canzona detta la Bernadinia
Gagaku (Japan, 11.Jhdt)
”Banchiki-cho no Choshi“ für Sho
Claudio Monteverdi (1567-1643)
Lamento d'Arianna aus: Arie e Lamenti
Claudio Monteverdi
”Si Dolce È Il Tormento“ aus: Arie e Lamenti (libro nono)
Gagaku
”Ichikotsu-cho no Choshi“ für Sho
Girolamo Frescobaldi
Canzoni, libro I, Nr.5 à basso solo
Giovanni Batista Fontana (1589-1630)
Violinsonate D-Dur
Gagaku
”Sojo no Choshi“ für Sho
Tarquinio Merula (1595-1665)
Folle è ben che si crede
Domenico Mazzocchi (1582-1665)
S'io mi parto o mio bel sole
Magdalena Hinz. Sopran
Naomi Sato. Sho
musica assoluta:
Katharina Giegling. Violine
Johannes Festerling. Chitarrone
Jonathan Hiese. Cembalo
Karsten Schulz. Bass
Thorsten Encke. Cello und Leitung
Claudio Monteverdi
Lamento d'Arianna aus: Arie e Lamenti
Lasst mich sterben. Und wer sollte mich auch trösten in so hartem Schicksal, in so harter Pein? Lasst mich sterben. O Theseus, o mein Theseus, ja ich will dich mein nennen, denn du bist doch mein, auch wenn du, ach Grausamer, vor meinen Augen entschwindest. Wende dich um, mein Theseus, wende dich um, Theseus, o Gott, wende dich um, um nochmals jene zu betrachten, die für dich Vaterland und Königreich verließ, und die dazu an diesem Strand als Opfer unbarmherziger und wilder Tiere ihre bleichen Knochen zurücklassen wird. O Theseus, o mein Theseus, wenn du wüsstest, o Gott, wenn du wüsstest, ach, wie sich die arme Arianna ängstigt, vielleicht dadurch bekehrt, wendetest du noch einmal den Bug zum Strand. Aber mit günstigem Wind segelst du glücklich davon, und ich bleibe weinend hier. Dir bereitet Athen frohe und großartige Feste, und ich bleibe zurück, ein Opfer der Bestien am einsamen Strand. Dich werden deine alten Eltern freudig umarmen, und ich werde euch nie wiedersehen, o Mutter, o mein Vater.
Wo, ist die Treue, wo, die du mir so oft geschworen? Setzt du mich in solcher Art auf den erhabnen Thron deiner Vorfahren? Sind dies die Kronen mir die Stirn du zieren? Sind dies die Zepter, dies der Schmuck und das Geschmeide? Mich zu verlassen, mich auszusetzen den Bestien, die mich in Stücke reißen und verschlingen?
Ach Theseus, ach, mein Theseus, wirst du mich sterben lassen, vergeblich weinen und um Hilfe flehen lassen, mich, die erbarmenswerte Ariadne, die dir vertraute, dir Leben und Ruhm verlieh?
Ach, seine Antwort bleibt aus; er ist meinen Klagen tauber als die Schlange. O Donner, Wirbelwinde, Stürme versenkt ihn unter diesen Wellen. Eilt herbei, ihr Wale, und füllt die tiefsten Abgründe mit seinen unreinen Gliedmaßen. Was sage ich, ach, welches irre Reden? Was frage ich, die ich im Elend bin?
Oh Theseus, ach, mein Theseus, ich war es nicht, nicht ich sprach diese wilden Worte; mein Jammer war’s und meine Pein, die Zunge war’s und nicht das Herz. Ich Arme hege immer noch die Hoffnung, die verraten, die Glut der Liebe ist noch immer nicht erloschen durch so viel Hohn. Komm, Tod, und lösche die unwürdigen Flammen.
Monteverdi
Sì dolce è 'l tormento
So süß ist die Qual, die im Herzen ich trage,
dass glücklich ich lebe der grausamen Schönheit.
Mag am Himmel der Schönheit auch Hochmut erblühen,
Barmherzigkeit fehlen, stets fest wie ein Fels
in der Brandung des Hochmuts wird steh’n meine Treu.
Ein trügerisch Hoffen verwirrt meine Schritte,
nicht Freude noch Friede kommen auf mich herab.
Die Grausame, die ich liebe, verwehrt das Erbarmen:
Zwischen endlosem Weh und vergeblichem Hoffenlebt fort meine Treu.
Im Brennen, im Frieren find ich keine Ruh.
Im Hafen des Himmels werd Ruhe ich finden.
Wenn der tödliche Schuss eines harten Pfeils das Herz mir durchbohrt,
wird mein Los sich ändern, mit dem Pfeil des Todes wird mein Herz genesen.
Wenn dies grausame Herz, das mein Herz mir genommen,
die Flamme der Liebe noch niemals verspürte,
wenn die grausame Schöne, die mich verwirrte,
kein Mitleid empfindet, so kann es doch sein,
dass sie in Reue und Pein, eines Tags nach mir seufzt.
Tarquinio Merula (1595–1665)
Folle è ben che si crede | Verrückt ist der, der glaubt
Verrückt ist der, der glaubt,
dass für süße und liebeshungrige Schmeicheleien
oder stolze und überhebliche Drohungen
ich den Blick von meinem Idol abwenden würde.
Lass ihm seinen Glauben,
damit mein gefangenes Herz
hoffen kann, die Freiheit zu genießen.
Es spreche, wer will, es spreche, wer weiß.
Lass die anderen, aus Eifersucht,
atmen verpestete Flammen ihrer Brust;
Lass die Furie Megaria ihr Gift versprühen,
nur dann werde ich den meiner Geliebten gegebenen Eid brechen.
Der Tod könnte mein Leben hinwegraffen,
aber niemals wird sich das wertvolle Bündnis lösen,
von dem ich besessen bin.
Es spreche, wer will, es spreche, wer weiß.
Bald werde ich beides haben, Zeit und Ort,
meine hingebungsvollen Schmerzen zu befreien,
und das geheimnisvolle Feuer meiner Geliebten
und mein flammenvernarbtes Herz in Einklang zu bringen;
und aber zwischen dem Schatten und den Schrecken
der nächtlichen Strahlen wird sich meine Geliebte verstecken.
Es spreche, wer will, es spreche, wer weiß.
Domenico Mazzocchi
S'io mi parte o mio bel sole
Wenn ich gehe, meine schöne Sonne
Wenn ich dich verlasse
Welche Worte werde ich bilden
Beim Abschied?
Wenn ich weit zu deiner Schönheit gehe
Was sein wird,
Ich werde leben, nein, nein, nein
Aber wenn ich Dich verlasse, werde ich sterben.
Ich werde auch nicht länger leben
In der Qual so vieler Schmerzen
Auch wird in meiner Seele nichts in mir sein
Von all seinem Guten.
Aber was wird sein
Wenn ich meine Schritte zu Dir lenke?
Ich werde leben, nein, nein
Aber wenn ich Dich verlasse, werde ich sterben.
Da ist noch mehr, wenn ich mit meinen Tränen
Meinen Schmerz verblassen lassen könnte,
Den mein Gesang
Anderen gegenüber preisgibt.
Warum dann
Jetzt hier singen
Ich werde leben, nein, nein, nein
Aber wenn ich Dich verlasse, werde ich sterben.
TICKETS:
35/25/15/10 Euro
Ermäßigt
20/15/10/5 Euro
Foto Naomi Sato by Robin Wong