„Verboten ist nur, was Langeweile erzeugt.” so Thorsten Encke - Komponist, Dirigent und künstlerischer Leiter des Orchesters musica assoluta. Unter diesem Motto kommen 23 Musiker*innen, eine Wissenschaftlerin und eine Videokünstlerin zusammen, um ihr Publikum zum Lauschen, Nachdenken und Eintauchen in eine neue Welt einzuladen.
DIE FASZINIERENDE KLANGWELT DES OZEANS
Wie klingt das Meer? Sanftes Wind- und Wellenrauschen und angenehme Urlaubsklänge fallen uns bei dieser Frage vielleicht als Erstes ein. Claude Debussy hat in "La Mer" auf seine Weise geantwortet - seit jeher zieht die Faszination dieser Naturgewalt mit ihren geheimnisumwobenen Tiefen viele Künstler*innen in ihren Bann. Aber wie hört sich die Welt an für die Lebewesen, die ihre gesamte Existenz unter der Wasseroberfläche der Ozeane, die immerhin über 70% des Erdballs ausmachen, verbringen, und wie nutzen sie diese einzigartige Akustik zum Überleben? Was ist die Rolle des Menschen?
"The ocean is a noisy place" erzählt von der faszinierenden, kraftvollen, aber auch bedrohten akustischen Welt des Ozeans.
KONZERT, WISSEN & VISUALS
Kurzvortrag: "Was uns der Ozean erzählt"
Thorsten Encke (*1966)
"fluxes" (2023) for flute, harp & percussion (UA)
Jana Winderen (*1965)
aus: "The Wanderer" - electronics (2016)
"Deep blue" Improvisation
mit 3 Schlagzeugern
Thorsten Encke (*1966)
"It is noisy in the ocean…" for ten players and electronics (2022)
Claude Debussy (1862-1918)
"La Mer" (1905) bearbeitet für Kammerorchester von Thorsten Encke
Thorsten Encke. Dirigent
Prof. Dr. Stephanie Plön. Einführung
cylixe. Visuals
musica assoluta
"The ocean is a noisy place" wird gefördert von Neustart Kultur, Stiftung Niedersachsen, Region Hannover, Stadt Hannover - Kulturbüro.
EIN BEWUSSTSEIN FÜR DIE PHÄNOMENE DES LEBENS SCHAFFEN...
Nach dem einleitenden Vortrag wandelt sich die Atmosphäre im Saal. Bläuliches Licht und die diskret beginnende Videokunst geben dem Raum die Anmutung ozeanischer Tiefe. Die Zuhörer erleben nie gehörte Geräusche der Unterwasserwelt und werden über die audio-visuelle Wahrnehmung hypnotisch in Bann gezogen. Die Eingangsmusik mündet in die kaum auszuhaltende Stille der hydrophonischen Klanglandschaften Jana Winderens und die fulminante Improvisation "Deep blue", mit der uns drei Schlagzeugerinnen*innen in die akustischen Tiefen des Ozeans entführen – um sich anschließend in Thorsten Enckes „It is noisy in the ocean“ zu entspannen. Hier werden Tierlaute zum Material für eine innovative Komposition, in der es beständig zwischen lebendigen Geräuschfeldern und flirrenden Klangflächen pulst. Attacca geht Enckes Werk in Debussys „La Mer“ über - bearbeitet für Kammerorchester - energiegeladen und tief berührend.
MUSIK UND WISSENSCHAFT KÜNSTLERISCH VERBUNDEN
Mit Beginn der "UN-Decade of Ocean Science" (2021-2030) widmete sich das Ensemble musica assoluta einem Forschungsvorhaben im Bereich der Meeresakustik, um das eigene Bewusstsein für die Welt der Unterwassergeräusche zu schärfen und die Erfahrungen mit den Menschen musikalisch-künstlerisch zu teilen. In Zusammenarbeit mit der Meeresbiologin Dr. Stephanie Plön und der Videokünstlerin cylixe entsteht ein beeindruckendes Kulturerlebnis, das weit über ein „normales“ Konzertprogramm hinausgeht - mit Musik, originalen Klängen aus den Tiefen des Meers, Visuals und Wissensvermittlung.
Der Ozean ist voller Geräusche. Unterwasserschall wird durch eine Vielzahl natürlicher Quellen wie Wellen, Regen und Wildtiere erzeugt. Unterwassergeräusche ermöglichen es den Lebewesen im Meer, Informationen auszutauschen und über große Entfernungen zu kommunizieren. Die komplexen akustischen Phänomene sind uns immer noch ein Rätsel. Zunehmend lernen Forscher*innen, dass Meeresbewohner akustische Wesen sind. Unterwasserschall wird auch von künstlichen Quellen wie Schiffen, Sonaren, Sprengungen oder Windparks erzeugt. Die Wissenschaft steht erst am Anfang des Prozesses, zu verstehen, inwieweit diese Geräusche die natürliche Klanglandschaft des Ozeans übertönen und das Leben im Meer beeinflussen.
Foto @ Moritz Küstner