Gastspiel im Sendesaal Bremen

  • 12.09.20 - 20:00 Uhr, Sendesaal Bremen
  • Porgramm
  • Info
  • Ludwig van Beethoven (1770-1827)
    Trio D–Dur op.70/1 „Geistertrio“ 

    Thorsten Encke (*1966)
    „Black Ice“ for Violoncello & Tape (2018/2020) - Uraufführung

    Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
    Trio d-Moll op.49

    Tanja Tetzlaff. Violoncello

    musica assoluta Solisten:
    Katharina Giegling. Violine
    Thorsten Encke. Violoncello
    Eugene Shon. Klavier

    Frank Jacobsen. Akustisch-technische Realisation

  • „Angeregt durch ein kurzes National Geographic Video über einen schwedischen Eisläufer schuf ich vier Stücke für Cello solo mit Zuspielband, die sich mit den akustischen Ph'nomenen des "Black Ice" auseinandersetzen. "Black Ice" nennt man eine dünne Eisschicht, die nur scheinbar schwarz, tatsächlich jedoch transparent und vollkommen glatt ist. Die Gefahr für den Schlittschuhläufer liegt auf der Hand, trägt die Eisschicht ihn doch auschließlich durch die Oberflächenspannung. Beim Gleiten über das Eis entstehen Risse und eine Vielzahl mystischer Geräusche, die einen ganz eigenartigen akustischen Raum eröffnen. Um diesen Klang-Raum ging es mir beim Erschaffen der Musik in erster Linie - weniger um das Abbilden naturalistischer Phänomene.

    Für das Zuspielband wurde eine zusätzlich komponierte 2.Cellostimme aufgenommen, die klanglich bearbeitet und für das Abspielen mittels mehrerer, im Konzertsaal verteilter Lautsprecher, präpariert wurde. Die dadurch entstehende Raumakustik setzt unterschiedliche Impulse frei, schafft Nähe und Ferne, Direktes und Hintergründiges. Die Zuhörer sind von Klang umgeben. Das live Cello tritt in den Dialog mit seinem unsichtbaren Doppelgänger, muss spontan auf Ereignisse reagieren, wird mitunter klanglich eingehüllt oder tritt machtvoll hervor.
    Ich schrieb "Black Ice" für die Cellistin Tanja Tetzlaff, die ich lange kenne. Schon im Europäischen Jugendorchester kreuzten sich unsere Wege, und wir spielten gemeinsam am Pult. Später war ich oft Teil ihrer Cellogruppe in der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Sie war Solistin bei musica assoluta. Viele aufregende gemeinsame Konzerterlebnisse prägen unseren Weg. Ich konnte Tanja in all ihren vielseitigen Facetten als Musikerin kennenlernen. Ich freue mich, für sie komponieren zu dürfen! Für einen Komponisten ist die inspirierende und vertrauensvolle Beziehung zum Interpreten das allerschönste Geschenk.”

    Thorsten Encke, 2020

    Tanja Tetzlaff.
    Das besondere Markenzeichen von Tanja Tetzlaff ist ihr außergewöhnlich breites Repertoire und die Lust auf grenzübergreifende Konzertformate. Sie spielt alle Standardwerke der Celloliteratur und ebenso Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts. Über die klassische Musikpräsentation hinauszugehen, andere Kunstformen miteinzubeziehen und sich mit dem Zeitgeschehen auseinanderzusetzen, ist Tanja Tetzlaff ein besonderes Anliegen.

    ...DER GRÖSSTE GENUSS BEIM MUSIZIEREN?
    „Das ist für mich das Eintauchen in Gefühle, Geschichten, Abenteuer, die zwar im Kopf eines anderen Menschen entstanden sind, der in einem komplett anderen Leben, oftmals in einer anderen Zeit und Welt, zuhause war — und dann zu erleben, wie ich durch die Musik meine eigenen Erlebnisse und Gefühle verschmelzen lassen kann mit denen des Komponisten oder der “Menschheit” allgemein.
    Meine Hoffnung und eben auch manchmal größte Erfüllung ist, dass ich es schaffe, durch mein Spiel auch den Zuhörern ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen, dass jemand im Publikum für einen Moment Empathie mit der Menschheit und „Aufgewühlt – Werden“ zulässt, die Musik an sich heranlässt.“

    musica assoluta.
    Experten mit weitem Horizont: Das in Hannover ansässige Orchester musica assoluta um den Komponisten und Dirigenten Thorsten Encke schafft seit 2011 den Spagat zwischen hochspezialisiertem Fokus auf der Musik unserer Gegenwart auf der einen Seite und einer stilistisch breitgefächerten Dramaturgie auf der anderen. Der Zugang der Musiker zu bekannten Werken ist dabei ebenso erfrischend wie die Präsentation des Neuen. Besetzt mit vielfach ausgezeichneten Musikern aus ganz Deutschland hat das Ensemble seine eigene Konzertreihe in Hannover gegründet, mit programmatischer Dichte Furore gemacht und reagiert mit seiner Arbeit an Schulen und der Förderung von Nachwuchstalenten auf ein spürbares Bedürfnis nach einer Veränderung von Konzert- und Hörgewohnheiten.
    musica assoluta arbeitete mit namhaften Solisten wie Isabelle Faust, Sharon Kam, Antje Weithaas und vielen anderen zusammen und ist regelmäßiger Gast auf internationalen Festivals wie dem Poznan Spring Festival, den Niedersächsischen Musiktagen, den KunstFestSpielen Herrenhausen und dem Klangbrücken Festival Hannover.

    Thorsten Encke.
    "Verboten ist nur, was Langeweile erzeugt." Diesen Rat gab Thorsten Encke - Komponist, Dirigent, Cellist und künstlerischer Leiter von musica assoluta - in einem Interview allen, die mit dem Erfinden von Musik beginnen möchten. Im Jahr 2005 gewann er den hoch dotierten Kompositions-Wettbewerb des Pablo-Casals-Festivals im südfranzösischen Prades. Seitdem ist eine Vielzahl von Werken in allen Gattungen entstanden. Kompositionsaufträge erhielt er u.a. vom Norddeutschen Rundfunk, vom Richard Wagner-Verband, von den Festspielen Mecklenburg Vorpommern, vom Max-Rostal-Wettbewerb Berlin, von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und vielen weiteren Orchestern und Ensembles.
    2012 war er Composer in Residence beim renommierten Festival “Spannungen – Musik im Kraftwerk Heimbach”. Seine Werke wurden von Künstlern wie Paavo Järvi, Isabelle Faust, Tanja und Christian Tetzlaff, Sharon Kam und Elisabeth Kufferath auf CD aufgenommen.
    Im Auftrag des Konzerthauses Berlin komponiert Thorsten Encke ein Werk für Streichquartett und Orchester, das 2021 im Rahmen von “200 Jahre Schauspiel Berlin” uraufgeführt wird.

Gastspiel im Sendesaal Bremen
  • 12.09.20 - 20:00 Uhr, Sendesaal Bremen