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07.02.18

Absolute Blues... Meine Gedanken zu Anton Weberns op.13

Absolute Blues... Meine Gedanken zu Anton Weberns op.13

„Wie wird mir zeitlos...“ - schon gleich die erste Gesangslinie hat diese zwei blue notes, das c und das g, die dem Anfang eine entrückte Seufzer-Melancholie verleihen. Und im ganzen Verlauf der vier Lieder (sie dauern insgesamt nur 7 Minuten!) ist für mich dieser sanfte Swing zu spüren; dazu die farbige, getupfte Instrumentierung, mit gestopfter Trompete (Miles Davis in the Orbit...). Es ist wie ein tönendes Prisma, das man um- und umwendet, und wenn man nur genau hineinschaut sieht man die Farben der Regentropfen leuchten.

Für mich stehen die Lieder an der Schwelle. Es ist noch keine Zwölftonmusik. Es ist nicht abstrakt; eher das Gegenteil von abstrakt. Es ist freie Atonalität, wie der verlängerte Arm Gustav Mahlers. Vor hundert Jahren komponiert und so frisch und erhellend, wie nur wirklich tief empfundene Musik es vermag.

Die Texte – Karl Kraus, Georg Trakl und alte chinesische Dichter – erzählen von Fremde, Einsamkeit, Abschied. Die Stimmung ist winterlich, traumverloren, zart. „Es muss ein Sonntag sein, und alles läutet blau.“ Da ist sie wieder, die blaue Stunde, die Melancholie.

Und Webern? „Und nun ist, so denke ich, etwas ganz Einfaches und vielleicht Selbstverständliches dabei heraus gekommen.“ Oh ja, ich finde schon! Bei aller Kunstfertigkeit der Durcharbeitung – keine Note zuviel. Ein magisches Traumspiel. Man schaut in die Partitur, und dann „denkt man naiverweise vor allem daran: Wie wird es klingen? Und freut sich schon darauf, ebenso naiv!“